Samstag, 13.9.2008
Heute steht ein Highlight an: Wir wollen auf Kiras Kiel(en) ins Herz Kopenhagens vordringen. Unser Ziel ist der bekannte, zentral gelegene Nyhavn. Vor einem leckeren Frühstück (Nektarinen an angefrorenem Naturjoghurt), gehen wir am Ufer des Öresundes joggen. Im Anschluss suchen wir noch rasch die kostenlosen Duschen des Sundby Yachtclubs auf und legen dann gegen 15 H auf äußerst gelungene Art und Weise aus der bekannt engen Box ab.
Kaum sind wir im Hauptfahrwasser gen Kopenhagen, setzen wir Segel, lassen die Eisengenua verstummen und düsen mit Geschwindigkeiten um 6 Knoten nach Norden. So erreichen wir bald den ohnehin nur 5 sm von Sundby entfernten, von uns angepeilten Nyhavn.
Vor der „Kleinen Meerjungfrau“ drehen wir eine Ehrenrunde und wagen uns aus dem Fahrwasser ins Flachwasser vor, um Fotos von dieser Schönheit zu schießen, die da thronend auf ihrem Stein seit Jahrzehnten die Herzen der ankommenden Seefahrer höher schlagen lässt und die Sehnsüchte der Kopenhagen Verlassenden schon zu Beginn ihrer mannigfaltigen Reisen ins Unermessliche steigert.
Der Nyhavn entpuppt sich als kurzer, enger Stichkanal. Wir machen eine etwas weiter im Kanal gelegene und damit weniger schwellige Stelle in Luv aus, die augenscheinlich mehr als genug Platz für unsere „Brave Lady“ bietet. Doch kaum richten wir den Bug auf diese, ertönt Geschrei von einem gegenüberliegenden schwedischen Regattaboot. Die 10-köpfige Männercrew, bestehend aus Sonnenbrillen- und Designersegelklamotten tragenden Regattafreaks hat diesen Platz auserkoren. In einem absolut misslungenen Manöver verholt der Skipper mit Hilfe aller Hände seiner Crew die Yacht auf die andere Seite des Kanals. Dabei wird auf andere Schiffe keine Rücksicht genommen. Eine schöne schwedische Holzyacht wird touchiert. Auch wir geraten in Bedrängnis, als wir uns plötzlich in der Falle zwischen einer Brücke, einem Touristenboot und der unkontrolliert driftenden schwedischen Yacht befinden. Eine Wende auf dem Teller und beherztes Gasgeben bewahren uns vor Schlimmerem und wir legen rückwärts an der südlichen Seite des Kanals an.
Ein kurzer Rundgang offenbart, dass wir mal wieder einen hervorragenden Liegeplatz erhascht haben. Wir liegen im Herzen der Stadt, inmitten von wunderschönen Altbauten und geradezu pittoresk anmutenden Cafés, Kneipen und Restaurants. Wir laufen etwas weiter herum und beschließen, einen thailändischen Take-Away Service anzutesten, der sich jedoch zu insbesondere Lisas Enttäuschung als absoluter Reinfall entpuppt. Nachdem der Skipper seine treue Crew mit einem großen dänischen Eis getröstet hat, machen wir uns auf, das nahegelegene Christiania zu erkunden.
1971 riefen junge Leute auf einem ehemaligen 34 ha großen brachliegenden Armeeareal im Stadtteil Christianshavn mitten in Kopenhagen diesen Freistaat mit eigener Verwaltung aus. Der Grundsatz dieser – man möchte sagen – Kommune besagt: Jeder einzelne soll seine Freiheit voll auskosten, so lange er damit niemand anderem schadet. Seit der Gründung stehen die dänischen Behörden dem Projekt duldend gegenüber und betrachten es als eine Art soziales Experiment. Wir schlendern umher und lassen uns in einem wirklich schönen Café nieder, um uns einen frisch zubereiteten und wirklich äußerst schmackhaften Smoothie zu gönnen. Auf dem Rückweg kommen wir über die sogenannte „Pusher Street“ und es ist, wie im ADAC-Reisemagazin „Dänemark“ beschrieben: Die Marihuana-Dealer bieten auf offener Straße ihre Waren feil, als handele es sich um Obst und Gemüse. Wir verzichten dankend und investieren stattdessen 10 Kronen in einen „Save Christiania“-Button, um auch Kira etwas von unserem Landgang mitzubringen.
Über einem der Ausgänge aus dem Areal steht bezeichnenderweise „You are now entering EU“. Zurück am Nyhavn schlendern wir noch ein wenig umher und erkunden das nächtliche Kopenhagen.