Sonntag, 31.8.2008
Auch heute wachen wir bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein auf. Nach einem sehr gesunden Frühstück (Müsli mit Apfel) brechen wir in Richtung Travemünde auf. Ein Anruf von Zahnarzt Wolfgang informiert uns nämlich, dass Claus beim überstürzten Aufbruch am gestrigen Abend eine Seekarte und den (Fisch-) Totschläger vergessen hat. Deshalb werden wir Wolfgang in Travemünde treffen. Alle Segler in der Lübecker Bucht nutzen den letzten Ferientag in Schleswig-Holstein zu einem Sonntagsausflug – wir sind also nicht allein! Für Claus ist das nach einsamen Tagen auf dem Nordatlantik alles viel zu stressig. Dazu kommt, dass wir noch das Regattafeld des Rolex-Cups treffen, als wir unter Groß und Genua segeln. Nach einer Weile reffen wir das Groß und nach der Wende geht es unter Genua bis zur „Passat“. Im dahinterliegenden Yachthafen treffen wir Wolfgang für die fliegende Übergabe.
Direkt vor der Priwall-Fähre finden wir eine freie Box. Ein braungebrannter Mann mittleren Alters nimmt direkt unsere Vorleinen in Empfang. Nach dem Festmachen nehmen wir unseren Liegeplatz in Augenschein: Wir haben es mal wieder perfekt getroffen: Blick auf die „Passat“, vor uns die Promenade… und immer noch herrliches Wetter. Leider haben wir nun schon ein paar Mal gehört, es solle nun wieder schlechter werden…das darf doch nicht wahr sein!
Claus bricht zu einer Schlauchbooterkundungsfahrt auf, um die Umgebung kennenzulernen und kann direkt seine gute Tat des Tages vollbringen: Unweit von unserem Liegeplatz treibt ein etwa 25 Fuß langes, sehr gepflegt wirkendes Segelboot auf die Steinböschung zu. Zahlreiche Motor- und Segelboote fahren gaffend doch tatenlos vorbei. Da der Skipper deutlich macht, einen Maschinenschaden zu haben, zögert Claus nicht lange und zieht das 3,2 t schwere Gefährt (wie später erfahren) mit dem Schlauchboot an einen nahe gelegenen Steg. Skipper und Bordfrau sind ausgesprochen nett und zeigen sich mit einem eisgekühlten Schöfferhofer Grapefruit erkenntlich, welches an einem heißen Tag wie diesem ganz besonders mundet.
Nachdem Claus wohlbehalten wieder zurück ist, gelüstet uns nach einem kleinen Imbiss: Wir machen uns auf den Weg, flanieren die Promenade entlang und lassen uns auch vom hohen Prozentsatz übergewichtiger junger Eltern nicht davon abhalten, ein Fischbrötchen bzw. ein unglaublich leckeres Eis zu genießen. Der kundige Beobachter ahnt nun schon, wer süß und wer salzig gewählt hat. Unterhalb des Maritim-Hotels gönnen wir uns ein kühles Bier und schwelgen in den Erinnerungen an unsere jeweiligen Kindheitsurlaub in und um Travemünde. Auf dem Rückweg finden wir einen REWE, der in der Saison auch sonntags geöffnet hat und rüsten unsere Vorräte auf. Schließlich wollen wir heute abend noch grillen. Im dazugehörigen Getränkemarkt decken wir uns noch für die skandinavischen Länder ein. Nach diesem Kaufrausch müssen wir unsere Beute nur noch zurück zum Boot schleppen…leichter gesagt als getan…während Lisa schon mit den beiden Tüten flucht, hat Claus dazu keine Luft mehr: die aufeinanderstehenden Bierkästen verlangen den winschgeprüften Armmuskeln das Letzte ab und provozieren Passanten immer wieder zu Kommentaren. Mit letzter Kraft erreichen wir Kira und verstauen unsere Einkäufe.
Unser hilfsbereiter Stegnachbar möchte gerade ablegen. Dabei stellt sich heraus, dass er auch die Funktion des Hafenmeisters übernimmt, wir jetzt aber besser bei der Kneipenwirtin des „A-capella“ zahlen sollten. Wir erwarten nun ein professionelles Ablegemanöver…es stellt sich jedoch heraus, dass der Gute entweder einen schlechten Tag hatte oder eher dem Bodenpersonal angehört: In Rückwärtsfahrt nimmt er die neben ihm liegende Motoryacht gründlich mit und manövriert sich genau vor den Bug einer vorbeikommenden Segelyacht, was von der Besatzung natürlich mit wüsten Flüchen quittiert wird.
Nach diesem Adrenalinstoß lassen wir uns Grillwürstchen, Bier und Sherry schmecken.