Freitag, 12.9.2008
Gegen kurz nach 6 quält sich Claus aus der Koje. Die ersten Meilen motort er gegen Wind und Wellen, um von der Küste freizukommen, und da passiert es: das Heck hebt sich, eine Welle schlägt gegen das Ruder und die Halterung des tapferen elektrischen Autopilot wird abgeschlagen.
Da die Winde so dicht unter Land für ein zuverlässiges Arbeiten der „Pacific“ zu unbeständig sind, ist nun Pinne gehen von Hand angesagt. Und das vor dem Wind bei 7 – 8 Beaufort; im Surf erreicht Kira Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 9,2 Knoten. Trotz der geringen Segelfläche von lediglich 12 qm. Gegen 9H 15 muss auch Lisa den warmen Schlafsack verlassen und nimmt ihren Platz am Laptop ein, um die Navigation zu übernehmen.
Gegen kurz nach 10 erreichen wir den Falsterborgkanal. Die Öffnungszeiten der dortigen Brücke sind auf Schildern in Schriftgröße 6 angegeben, so dass wir auch durch das Fernglas aus nächster Nähe nichts entziffern können. Also funken wir den freundlichen Brückenwärter an, der uns mitteilt, er öffne das nächste Mal um 11H. Claus nutzt die Pause driftend im Kanal vor der Brücke, um sich nach den anstrengenden Morgenstunden mit einer warmen Mahlzeit zu stärken. Um 11 H schippern wir unter der Brücke hindurch, danken dem winkenden Schleusenwärter und verlassen den Kanal. An der Ausfahrt setzen wir einen Bruchteil der Genua und laufen dennoch 6 Knoten. Um Risiken und Konfrontationen mit dem offziell wirkenden Fahrzeug, das uns entgegenkommt zu vermeiden, motoren wir lieber am Windpark entlang.
Bald befinden wir uns schon in der Fahrrinne, die uns nach Sundby, einen Vorort von Kopenhagen, führen soll. Die Ansteuerung bringt noch kleinere Adrenalinstöße mit sich: die Ansteuerungstonne liegt erst kurz vor der Hafeneinfahrt, dafür ist die Fahrrinne voller Fischernetze, die wohl vom Wind dorthin getrieben worden sind. Die Wassertiefe des Hafens ist mit 1,8 m angegeben, leider sind die freien Boxen alle sehr schmal, so dass wir schon fürchten, mit Kiras 3 Metern nicht fündig zu werden. Es gelingt uns jedoch, eine freie Box zu finden, zwar ist sie mit besetzt gekennzeichnet, doch dass ignorieren wir bewusst. Das Anlegemanöver ist Millimeterarbeit, denn die Box ist nur 3,2 Meter breit, doch es gelingt und gegen 16H liegen wir fest.
Danach möchte Claus seine Crew mit einem besonderen Bonbon überraschen: Er schlägt vor, Lisa bis auf Höhe der Saling zu winschen, damit sie die dort vertüddelte schwedische Gastlandflagge mit herunterbringen kann. Nach einigen Verhandlungen startet der erste Versuch, doch mit Höhenangst und 8 Windstärken wird die Aktion nichts. Also muss Lisa doch ihren Skipper in die Höhe schicken und ihn danach verantwortungsvoll wieder herunterlassen…nach gelungener Aktion macht sich dann doch Erleichterung breit, und endlich können wir die dänische Gastlandflagge hissen.
Dann füllen wir zumindest den Süßwassertank wieder auf und bereiten uns einen kleinen Imbiss zu. Die Verhandlungen mit dem netten, aber im Kopfrechnen nicht sehr flinken Hafenmeister dauern ein wenig, doch schließlich sind wir unsere letzten dänischen Kronen los.
Lisa macht sich auf den Weg, um eine Bank und einen angeblich nahen Aldi zu finden. Bei der Frage nach einer Bank bleiben die Passanten eher ratlos, doch in der Metro-Station gibt es auch einen Geldautomaten. Mit frischem Bargeld ausgerüstet geht es dann zum Aldi, der am Weg lag: Dummerweise werden in Dänemark 2l-Wasserflaschen in Sixpacks ohne Griff verkauft. Das gestaltet den Rückweg etwas schwierig – die nächste Anschaffung sollte wirklich eine Karre sein.
Zurück bei Kira und Claus stellt sich dann leider heraus, dass es sich nicht um Mineralwasser mit Kohlensäure handelt – na ja, besser als gar nichts!
Den Abend nutzen wir zum Logbuchschreiben und für Verschönerungsarbeiten. Morgen soll es dann in die große Stadt gehen.