Nach langer Zeit hier mal wieder ein Guestblog, der etwas Licht ins Dunkel um das bereits erwähnte Beachbar-Verbot bringen soll. Verfasst von Wolfgang, ehemaliges Crewmitglied der SY Rancho Relaxo of the seas:
Nun wird dem Segler ansich, dem Fahrtensegler aber im Speziellen nachgesagt, er habe ein besonderes Verhältnis zu Hochprozentigem. Und sollte es ihm wirklich mal passieren in einem Hafen ohne Braut gelandet zu sein, ist es nur Recht, weil billig, dass er zu anderem “Aphrodisi, dass-I-a‘-kumm” greift.
Wir sind ja in der Karibik und gerade Barbados geniesst diesbezüglich einen guten Ruf. So muss auch ich bekennen: sich mit Rum zuzulöten und mit Cola und nem Schuss Zitronensaft zu verschweißen wäre zwar allabendlich ne anstrengende Sache, aber ab und an, das geht.
Für den heutigen Gasteintrag im Blog der Kira muss ich etwas ausholen.
Man stelle sich also kurz vor, dass in der Carlisle Bay die Schiffe Kira (Tim und Claus), Hitchhike-Heidi (Steffi, Volker, Line und Jonne), NUBIA (mit Mike, Katja und Niklas) sowie die RR alle schön nebeneinander in Ruf- oder Funkweite ankern.
Am Strand ein paar Kneipen und Bars, die notwendigen beach chairs, Sonnenschirme und so’n Kram.
Zur Strandkneipe “the boatyard” gehört praktischerweise, aber auch leider, die einzige Pier, die weit ins Wasser ragend, hervorragend zum Vertäuen der Dinghies und zum Anlanden geeignet ist. Dies wissend hat der Kneipier auch vorgesorgt und preislich böse, weil nötigende Anlandekonditionen, die wir anfangs auch gern mitmachten und 10 Mann und Frau hoch ein paar gute Abende dort hatten.
Nun gehört es vermutlich zum zunehmenden Gefühl der Sesshaftwerdung (auch vor Anker stellt sich dieser Zustand ein), sobald man ein Regelwerk versteht, auch dessen Lücken erkennt und für sich zu nutzen beginnt. Und, OK, ich gestehe, wir haben die Pier des öfteren genutzt, ohne uns dem Konsumationszwang zu beugen. Aber hej, 3 der 4 Schiffe haben Kinder an Bord und anlanden am Strand kann eine gefährliche Sache sein – doch dazu später.
Auf jeden Fall sollte mich letzten Samstag Nachmittag Tim mit dem Dinghy an der Pier abholen. Die Pier betretend kommt der bullbeißige und glatzköpfige major domus namens “sharky” (nomen est omen) schreiend und reichlich gestikulierend auf mich zu: Go off my property! Leave, LEAVE. Don’t play games with me!!!
Nicht sicher, ob ich überhaupt gemeint bin, noch was Sache ist, schaute ich verdutzt – zuerst über meine Schulter, schon den Typen hinter mir bedauernd, der wohl gemeint war, dann nochmal in die Visage von sharky. Der stösst mich, allen meinen um Klärung bittenden Versuchen zum Trotz, rüde von der Planke in den Sand: Go off immediately, YOU are banned for life!
Well then, so be it, dachte ich und drollte mich kopfschüttelnd davon. Jetzt hatte er aber Tim am Ende der Pier im Visir, schritt weit aus und auf ihn zu . Ich winkte und deutete schnell zu verschwinden, doch leider zu spät. Sharky verbannte auch ihn mit reichlich bösen Worten auf Lebenszeit. Desgleichen sollte bei nächster Gelegenheit Claus sowie David, Gui und den Kindern geschehen. Ja, die Kinder wurden auch verbannt – und zwar for lifetime. Natürlich schworen wir uns, dem lieben sharky im internet ein paar schlechte rezensionen zu verpassen, faule eier und überhaupt die pest in seinen laden zu wünschen, aber es half dennoch nichts, unser convenient anlande-spot ist für uns gesperrt.
Gut, soweit ausgeholt und die im Hintergrund laufenden Handlungsstränge beschrieben, die unsere weiteren Geschicke in eine andere Richtung laufen ließen – vor allem von Tim, Claus und mir.
Claus, Tim, David und Gui ließen sich den Abend deshalb nicht ranzig machen, legten nächtens trotzdem an der Pier an (auch sharky muss mal schlafen) und kehrten,,, naja, die Wahrheit ist schon wichtig, oder?…. also, ich wusste gar nicht, dass man mit einem Dinghy auch Schlangenlinien fahren kann. Aus ihrer Sicht fuhren sie mit den beiden Dinghys zu den beiden Rancho Relaxos, wo im doppelten Morgenlicht schon die beiden Wolfgangs in den beiden Cockpits saßen.
Ich hab mal gehört, je höher der Grad an Alkoholisierung, desto weiter sind die doppelt wahrgenommenen Bilder voneinander entfernen. Oder einfach geschrieben, nur ein wenig dicht, versetzt sich die Kopie zum Original wie ein kleiner Schatten. Hackenbreit hast Du plötzlich die Kessler-Zwillinge vor Dir stehn, obwohl nur einer da ist.
Sollte dies stimmen, bin ich mir sicher, dass sich bei David, vermutlich aber auch nicht bei den anderen, die beiden Bilder einander berührten. Als Außenstehender auch schön zu erkennen, am permanent exfokussiertem Stand der jeweiligen Augen. In diesem Zustand lässt sich eine T-Kreuzung allumfassend einblicken, OHNE auch nur den Kopf nach links und rechts zu drehen.
David musste also WO geben… und Gui, als treues Weib, folgte, allen Rückhalteversuchen der Kirajungs zum Trotz, alsbald. Blieben ich also mit Tim und Claus zurück, die sich definitiv in einem anderen sinnlichen Aggregatszustand befanden als ich ausgeschlafen.
David musste also WO geben… und Gui, als treues Weib, folgte, allen Rückhalteversuchen der Kirajungs zum Trotz, alsbald. Blieben ich also mit Tim und Claus zurück, die sich definitiv in einem anderen sinnlichen Aggregatszustand befanden als ich ausgeschlafen.
Ich wollte für diesen Tag mal was gänzlich Neues ausprobieren und via local public transport zum nächsten Strand fahren. Nach ein paar mittelmäßig artikulierten Worten beschlossen Tim und Claus, dass regelmäßiger und ausreichender Schlaf überbewertet sei und sich anzuschließen.
Und wenn ich mich recht erinner, wurden beide für ihre Verfassung dann auch erstaunlich aktiv, holten ihre Dinge von der Kira und schon saßen wir im Dinghy zum…. äh ja, es muss da der Strand sein, weil die Pier für uns auf Lebenszeit! geschlossen ist.
Fortsetzung folgt…