König Alkohol und von der Welle geritten – Teil 2

Nun ist das mit dem Anlanden an einem Strand so eine Sache. Der Fahrtensegler ansich, aber auch vielleicht der eine oder andere Laie weiß, dass so ca. jede 9.-12. Welle größer ist, als die anderen dazwischen. Zudem kommt i.d.R. nicht immer nur eine größere, sondern derer gleich 2-3 hintereinander – dahinter wirds dann aber auch wieder ruhiger. Dieses ansich leichte Prinzip (manche nennen es auch eine Laune) der Natur ist unbedingt zu be(ob)achten. Es empfiehlt sich, sofern man nicht eine Stelle kennt, an der die Wellen gemäßigt anbranden, sich die Zeit zu nehmen den Rhythmus herauszufinden – und ihn für sich zu nutzen. Tut man es nicht, bzw. schätzt falsch ein, passiert…. naja, ist der Fahrtensegler um eine wichtige Erfahrung reicher.

Wir, Tim, Claus und ich, saßen… nein, quetschten uns mit angezogenen Knien in das Dinghy der Kira, dass für max. 2 Erwachsene ausgelegt ist. Ich erlaubte mir auch noch Tim die Stelle zu zeigen, wo es ganz (oder sagte ich vermutlich ziemlich?) sicher ein gutes Anlandgen gibt.
Kurz vorm Strand, einige Wellen glitten sanft unter uns durch, versuchten wir jene schwunggemäßigte Wellen auszumachen, während wir weiter auf den Strand zutrieben. Claus sprang beintief ins Wasser um uns schnellstmöglich an Land zu ziehen, während Tim und ich zeitgleich nach hinten blickten und einsehen mussten, dass das Boot wohl nicht trocken bleiben wird.
Was danach allerdings geschah, überstieg unsere Vorstellung. Eine voerst sanft anrollende Welle baute sich binnen kurzem auf mind. 1 m auf und hob das gesamte Dinghy mit einem Außenborder und zwei erwachsenen Männern im Heck Federn gleich hoch…. und machte eine Purzelbaum bugüber. Ich merkte nur noch Wasser und Sand und wie das Boot über mir hinweg an den Strand geworfen wurde. Alle standen wir treifend nass in der Brandung und blickten uns fassungslos an. Sämtliche Dinge im Boot, Taschen, Ruder, Kanister, ein Rucksack trieb heraum. Der Lokalaugenschein nahm dann auch die nächste halbe h in Anspruch. Ich öffnete meine Tasche und holte meinen Pass hervor, angeschwollen zur Dicke der Bibel und daraus tropfend die Farben der bisherigen Stempel – mal sehen, was die US-customs dazu sagen wird. Ein Rilke-Gedichtband, mein einziges Weihnachtsgeschenk auf See, sieht aus, als hätt ich ihn seinerzeit von Rilke persönlich bekommen und seither nicht mehr aus der Hand gelegt. Wertvoller, weil hier schwierig zu bekommender Tabak, ade, dsgl. die Kippen, alle Feuerzeuge im …… Die Kira-digitalkamera im Fotohimmel und schallendes Gelächter am Strand, vermutlich auch auf dem einen oder anderen Schiff der Anchorage, weil grad Frühstückszeit.
Hatten wir ne Wahl, als einzustimmen???
Natürlich gabs, wie es sich bei verpatzten Manövern gehört, eine Kritik im Nachgang. Von unserem triefend nassem Geld kauften wir uns erstmal eine Schachtel Bensen&Headache und ließen Gemüter und Kleider im Gespräch halbwegs trocknen.

Wir waren uns aber auch bewusst, dass die Nummer ganz anders ausgegangen wäre, hätte jemand den Außenborder auf den Kopf bekommen, den – kleiner Nachtrag – Tim vor dem Anlanden noch ausgemacht hatte.

Ab da ging der Tag allerdings bergauf und Fortuna reichte uns wieder die Hand. Auf dem Weg zu einem Strand, der ca. ne halbe h mit dem Bus weg sein sollte, gingen wir neben der Straße, um auf einen der örtlichen mini-busses zu warten, die überall und mitten auf der Straße stehen bleiben und einen auflesen. An einer roten Ampel hielt allerdings ein richtig großer Bus neben uns, Türen offen, der Fahrer, ein Weißer, hing am Handtelefon. Ich fragte ihn, ob er denn der Bus zu jenem Strand sei und er winkte uns, am Telefon weitersprechend, zu sich herein.
Als er aufgelegt hatte, meinte er nur: I’m going there anyway – its on the house. Als wir noch fragten, ob er denn jenen Strand, den wir ansteuerten oder einen anderen empfehlen könne, gab er uns den Tipp für Rockly Beach – viel näher zu Bridgetown und schöner. Zudem gab er uns auch noch bereitwillig Auskunft, während er quasi mitten auf der Straße Halt machte, wo wir am besten essen und einkaufen können. Jede Empfehlung entpuppte sich als goldrichtig.
Und nach einem ausgiebigen Bad in der Brandung lagen Tim und Claus wie gefällt im Schatten einer Palme und holten nach, was sie sich in der Nacht zuvor versagt hatten. Schlaf!

Also, Welle gut, alles gut!

Der Schiffsjunge

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