Curacaou

Dieser Eintrag ist schon etwas älter, aber mangels Internet erst jetzt online:

Inzwischen sind wir auf Curacaou. Nach 3 guten Tagen auf Bonaire, mit manigfaltigen Unter- und Überwasseraktivitäten und dem Versuch unsere Bordkasse im Casino etwas aufzubessern (was aufgrund des geringen Einsatzes von nur 3 US-Dollar allerdings nicht sonderlich erfolgreich war), haben wir unsere Speargun vom Zoll eingesammelt und uns dann nach einem kurzen Powernap morgens um 6 Uhr aus dem Diver Paradise verabschiedet.  Die Crew der SY Aud bleibt noch ein paar Tage auf Bonaire und wir hoffen auf ein Wiedersehen in Kolumbien. Die Überfahrt nach Curacaou war bei einer steifen Brise aus Ost recht flott, so dass wir bereits um 14 Uhr den Anker in der umschlossenen Bucht Spanse Water versenken konnten. Hier auf Curacaou stehen einige Projekte auf dem Plan: Ein Paket aus Deutschland wartet auf dem Postamt, Claus benötigt eine minimal-invasive Fußoperation und wir beide benötigen frische Milchprodukte. Und somit war der heutige Tag auch gut verplant. Hier ein kleiner Abriss:
08:00 Uhr:
Aufstehen, Rucksack packen, Kaffee trinken, Apfel essen
08:45 Uhr
Mit dem Dingi in den 300 Meter entfernten Fischereihafen fahren und versuchen die Bushaltestelle ausfindig zu machen. Ein- und Ausklarieren geht nämlich nur im 10 Kilometer entfernten Willemstad.
09:00 Uhr
Nach Befragen des Security-Guards stellen wir uns vor eine kleine Beachbar (angeblich die Bushaltestelle) und warten.
09:10 Uhr
Irgendwie kommt uns dieser Platz etwas seltsam für eine Bushaltestelle vor, wir fragen lieber nochmal nach. Gut so, ist nämlich wirklich nicht die Bushaltestelle. Um die nächste Ecke finden wir dann auch wirklich ein Schild „Bushalte“ mit dazugehöriger Bank. Wir setzen uns und warten.
09:20 Uhr
Wir warten…
09:30 Uhr
Hinter uns hält huppend ein Auto und der Fahrer fragt ob er uns mit in die Stadt nehmen soll. Wir springen in den Wagen und schon sind wir auf dem Weg in die Hauptstadt Curacaous. Auf dem Weg sammeln wir an einer anderen „Bushalte“ noch eine Holländerin ein, machen einen kurzen Tankstopp und sind 15 min später in der Innenstadt. Kostenpunkt: 2 Euro für Sprit.
09:50 Uhr
Wir machen uns auf die Suche nach Customs und Immigration.
10:00 Uhr
Wir finden das Customsgebäude und unser Anliegen wird sofort und zügig bearbeitet. Der Beamte ist äußerst freundlich und erklärt uns noch ausführlich den Weg zur Immigration: Über die schwimmende Brücke, dann links zum Cruiseshipterminal, hinter dem Tuischiff entlang, durch das Securitygate, dann wieder links. Etwas seltsam ist allerdings, dass er bereits sämtliche Schiffs- und Crewdaten im Computer hat. Aber so müssen wir immerhin nicht 10 Formulare ausfüllen.
10:20 Uhr
Wir wollen über die schwimmende Brücke gehen, die ist allerdings gerade nicht da. Also fahren wir kurzerhand mit der kostenlosen Fähre zum anderen Ufer.
10:30 Uhr
Wir gehen links zum Cruiseshipterminal, hinter dem Tuischiff entlang, zwischen den mindestens 100 Kreuzfahrttouristen durch, versichern 5 mal, dass wir wirklich nicht „ready for a tour“ sind, durch das Securitygate und dann wieder links.
10:45 Uhr
Ob das wirklich der Weg zur Immigration ist? Bin mir da nicht so sicher.
10:50 Uhr
Tatsächlich direkt hinter Radio Holland ist ein kleines Gebäude mit der Aufschrift Immigration.
11:00 Uhr
Alle Formulare sind ausgefüllt und wir überreichen den Papierkram incl. unserer Pässe frohen Mutes der Dame von der Immigration. Was soll jetzt schon noch schief gehen.
11:05 Uhr
Die Dame guckt etwas konfus auf ihren Computerbildschirm und fängt an unsere Pässe immer wieder zu putzen. Das automatische Einlesegerät will unsere Daten nicht lesen.
11:10 Uhr
Die Dame putzt immer noch fleißig die Pässe und das Gerät will immer noch nicht.
11:15 Uhr
Endlich…die Pässe sind eingelesen und wir sind offiziell einklariert. Mit Stempel im Pass und allem drum und dran.
11:20 Uhr
Wir gehen zurück zur schwimmenden Brücke (Weg siehe oben) und versichern erneut, dass wir immer noch nicht „ready for a tour“ sind. Die besagte Brücke ist jetzt auch an Ort und Stelle und wir kommen ganz einfach wieder in die Innenstadt zurück.
11:40 Uhr
Nach dieser Prozedur brauchen wir erstmal einen Kaffee. Wir finden ein nettes, nicht ganz so teures Kaffee, in dem es (neben der angeblich schönsten Frau der Welt) sogar einen WiFi-Zugang gibt.
12:20 Uhr
Die Kaffeepause ist beendet und wir machen uns auf den Weg zum Busbahnhof. Das Postamt ist nämlich leider deutlich ausserhalb der Innenstadt, so dass ein Fussmarsch nicht in Frage kommt. Nach zweimaligem Nachfragen ist der Weg zu den Bussen auch schnell gefunden. Nur welchen Buss jetzt nehmen? Es gibt offensichtlich zwei Systeme, zum einen normale große Busse wir wie sie aus Deutschland kennen und zum anderen kleine Minivans mit 9 Sitzen. Beides scheinen offizielle Busse zu sein.
12:40 Uhr
Wir bekommen die Auskunft einen der großen Busse mit der Fahrtrichtung „Sero Fortuna“ zu nehmen. Na das klingt ja vielversprechend. Abfahrt in 5 Minuten.
12:45 Uhr
Es kommt kein Bus….
12:50 Uhr
Wir warten….immer noch kein Bus
12:55 Uhr
Hmmm…haben wir vielleicht doch was falsch verstanden?
13:00 Uhr
Ah jetzt ja. Der Bus ist da, der Fahrer bestätigt die Fahrtrichtung und versichert uns, dass er uns bei Erreichen des Zieles darauf aufmerksam machen wird.
13:05 Uhr
Mit offenen Bustüren geht es los…
13:20 Uhr
Der Fahrer hat uns nicht vergessen und lässt uns am Postamt raus. In der gut klimatisierten Schalterhalle warten ca. 20 Leute…wir ziehen die Nummer 93 aus dem Ticketautomaten und kommen sofort dran. Seltsam, aber was solls. Der Packetschein wird uns nach Identifikation mittels der Bootspapiere abgenommen und wir dürfen uns setzen. Im Anschluss wird die Nummer 94 aufgerufen und ein Mann, der bereits einige Zeit vor uns gewartet haben muss kommt an die Reihe!? Kurze Zeit später wird die Nummer 0 aufgerufen!? Zufallsgenerator?
13:30 Uhr
Wir sitzen und warten. Offensichtlich werden die Packete von speziellen „Packetsuchangestellen“ aus der Lagerhalle geholt und dann nach Aufruf des Namens ausgegeben. Das könnte spannend werden, da zum einen Papiamento gesprochen wir und zum anderen auf dem Packet als Adressat „SY Rancho Relaxo via SY Kira“ steht.
13:40 Uhr
Wir warten…das Packet ist nicht in Sicht.
13:50 Uhr
Ein „Mitwartender“ spricht uns an und fragt wo wir herkommen. Wir erfahren, dass er Holländer ist, der vor 21 Jahren bei dem Versuch dem niederländischen Wehrdienst zu entgehen nach Curacaou gekommen und seitdem geblieben ist. Inzwischen hat er mehrere Unternehmen auf Curacaou und kann sich nicht mehr vorstellen zurück ins kalte Europa zu ziehen. Er zeichnet uns dann noch eine Karte mit sämtlichen wichtigen Orten in der Nähe von unserem Liegeplatz Spanse Water. Insbesondere wissen wir jetzt wo wir den nächsten gut sortierten Supermarkt finden.
14:00 Uhr
Unsere neue Bekanntschaft bekommt sein Packet und verabschiedet sich. Wir warten…
14:10 Uhr
Genau…warten
14:20 Uhr
„Ranko and Karl please“ tönt es vom Schalter. Könnte das nicht etwa…? Na klar! Rancho und Kira. Tatsächlich, das Packet ist da und wandert gegen 7,50 NAF über den Tresen.
14:25 Uhr
Noch auf dem Parkplatz wird der Inhalt bestaunt und anschließend in den mitgebrachten wasserdichten Rucksack verpackt. Jetzt bleibt nur noch eine Frage. Wie kommen wir zurück zur Kira? Wir haben keine Ahnung wo auf der Insel wir überhaupt sind.
14:30 Uhr
Claus fragt einen auf dem Parkplatz wartenden Postangestellten wo wir einen Bus nach Spanse Water finden können. Da der Weg dorthin viel zu kompliziert ist, lädt er uns kurzerhand in sein Auto und fährt uns zur 10 min enternten „Bushalte“.
14:45 Uhr
Glücklich über die schnelle Anreise zur Bushaltestelle, setzen wir uns auf die Bank und warten. Wir erfahren von einem Local, dass wir diesesmal einen Minivan mit dem Fahrtziel Montana nehmen müssen.
14:50 Uhr
Es kommen ca. 3 Busse mit dem Fahrtziel „Ronda“ vorbei und kein Bus mit dem Fahrtziehl Montana.
14:55 Uhr
Es ist heiß und verdammt staubig an der 3 spurigen Strasse. Kein Bus in Sicht.
15:00 Uhr
Ein Minivan mit dem Fahrtziel „Rosaria – Montana“ hält. Wir fragen zur Sicherheit nochmal mit der frisch gemalten Karte von unserer „Postbekanntschaft“ nach und erfahren, dass wir den Bus mit der Aufschrift Montana nehmen müssen. „Aber das steht doch vorne dran!“ „Nene..da steht Rosaria – Montana, das ist was ganz anderes. Montana muss da als erstes Wort stehen.“ „Aha.“
15:10 Uhr
Es hält ein Bus mit der Aufschrift „Montana“. Allerdings ist nur ein Platz frei….wir warten.
15:20 Uhr
Wir warten…inzwischen waren ca. 20 Busse mit der Aufschrift „Ronda“ an der Bushalte…aber keiner nach Montana.
15:30 Uhr
Wir unterhalten uns und lassen für einen Augenblick die Strasse aus dem Auge. Den leeren Bus mit der Aufschrift „Montana“ sehen wir als er bereits vorbei gefahren ist.
15:40 Uhr
Wir warten…inzwischen halb verdurstet und schwer benebelt von den feinstaubfilterlosen Autos.
15:50 Uhr
Es hält ein Bus mit der Aufschrift Montana…die letzten beiden Sitzplätze werden uns vor der Nase weggeschnappt.
16:00 Uhr
Wir warten…
16:10 Uhr
Wir steigen in einen großen Bus mit der Aufschrift „Fries“. Hauptsache weg von dieser Bushaltestelle.
16:20 Uhr
Wir erkennen eine Strasse von der Hinfahrt wieder und können uns sogar auf unserer neuen Karte Orten. An der zum Supermarkt gehörigen Bushaltestelle steigen wir aus und trinken erstmal ein Bier an einer kleinen Bar an der Strasse.
16:50 Uhr
Wir finden den Supermarkt…und es gibt alles was das Herz begehrt. Milch, Käse, Joghurt, Fleisch in allen Variationen. Ein Einkaufswagen wir gefüllt und schon wenig später stehen wir wieder auf dem Parkplatz mit 20kg Büchern im Rucksack und 15kg Einkäufen in der Tüte. Spanse Water ist schlappe 2 Kilometer entfernt und wir haben kein Auto. Taxis gibt es nicht und auf den Bus haben wir einfach keine Lust mehr.
17:00 Uhr
Wir versuchen uns mal wieder als Anhalter und werden bereits nach 5 Minuten belohnt. Wir bekommen eine Mitfahrtgelegenheit bis direkt zum Dingisteg.
18:30 Uhr
Vollgestopft mit Bifteki, Reis und Salat liegen wir im Cockpit…

Cheers mates!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert