Leben in Polynesien

Vorgestern Vormittag taucht am Horizont eine andere Segelyacht auf und ankert wenig später ein paar hundert Meter neben uns. Es ist Gerri aus Frankreich mit der SY Sarah, der bereits seit 11 Jahren unterwegs ist. Seit 2 Jahren segelt und lebt er jetzt mit Frau und 6 jährigem Sohn in Französich Polynesien und kann beim abendlichen Barbecue so einiges erzählen. Seine Frau tritt in 2 Wochen hier in Kauehi City ihre Stelle als Lehrerin in der „Dorfschule“ an und sein Sohn wird dann auch hier die Schulbank drücken. Da auf dem gesamten Atoll insgesamt nur 250 Menschen leben, gibt es an der Schule nur 2 Klassen mit je 15 Schülern (4-7 Jahre und 8-11 Jahre) mit jeweils einem Klassenlehrer der alle Fächer unterrichtet. Nach dem 11. Lebensjahr müssen die Kinder dann in ein Internat auf eines der großen Atolle oder nach Tahiti ziehen um die Schulpflicht weiter zu erfüllen. Deshalb gibt es diese Altersgruppe außerhalb der Ferienzeit auf den kleinen Motus auch kaum zu sehen. Schulen für die jungen Kinder gibt es übrigens auch auf den kleinsten Atollen mit nur 40 Einwohnern, wobei die Lehrer direkt von der französischen Regierung bezahlt werden. Vermutlich also kein schlechter Job. Der Rest der Bevölkerung verdient den Lebensunterhalt weiterhin mit Kopraproduktion (die wohl ordentlich subventioniert wird) oder der Perlenzucht. Allerdings scheinen die Preise für die Perlen in den letzten Jahren stark eingebrochen zu sein, so dass es auf Kauehi jetzt, statt über 10, nur noch 2 Perlenfarmen gibt, welche die schwarzen Kügelchen nach Tahiti oder direkt nach Japan exportieren. Leider haben wir deshalb bisher auch noch keine Möglichkeit gefunden, hier an das begehrte Souvenier zu kommen. Auch ansonsten ist die Zeit hier natürlich nicht stehen geblieben, ein großer Generator versorgt den Ort Tag und Nacht mit Strom, es gibt Radio, Sat-TV und Handy, was teilweise ziemlich seltsame Folgen hat. Manche Jugendlichen rennen in brüllender Hitze mit Basecap, Kapuzenpulli und allem was zu nem ordentlichen MTV-Hip-Hopper-Outfit herum während aus dem Handylautsprecher Eminem dröhnt. Andererseits sind sie aber noch so „verwurzelt“, dass sie bei gemeinsamen Abenden bei uns an Bord vor dem Essen (selbst ziemlich betrunken) ein Gebet sprechen und keine Fotos mit 3 Personen machen wollen, weil das Unglück bringt. Auf jeden Fall sind alle super gastfreundlich und hilfsbereit. Uns gefällt es ausgesprochen gut hier. Jetzt sitze ich gerade beim Frühstück und höre Radio Tahiti, das hier aber nur, mittels der in Deutschland wohl fast vergessenen AM-Funktion, auf Mittelwelle empfangen werden kann. Gleich werde ich dann mal in das türkise Wasser springen und gucken ob unser Anker noch gut liegt, da der Wind auf Süd gedreht und ordentlich aufgefrischt hat. Claus liegt noch im Bett, weil er gestern Nacht aufgrund eines heftigen Regengusses und kräftiger Windböen aus seiner Hängematte geschüttelt worden ist. Wenn es das Wetter zulässt, werden wir morgen in den Süden von Kauehi verlegen und mal versuchen ein paar Lambis truncata (große Muscheln) zu finden, die ein hervorragendes Abendessen abgeben sollen. Außerdem soll das Schnorcheln in der Nähe des Passes ziemlich legendär sein. Wir werden berichten…

Cheers mates!

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