Freitag 01.08.08
Willkommen im kühlen Norden
00:30 Uhr
Wir laufen mit 5,7 kn 296 Grad. Besegelung nur Fock, da bis zu 7 bft. Noch 123 Meilen bis Hoevn aufm Bock.
10:50 Uhr
Schäumend jagt Kira wie von der Leine gelassen mit bis zu 8 kn durch die schirr endlosen Weiten des North-Atlantic-Ocean. Noch immer hängt alles im dichten Nebel – hoffentlich legt sich das zur Ansteuerung auf die wir beide sowieso schon sehr gespannt sind. Der eigentliche Hafen liegt in einer Art Fjord. Wenn es so weiter geht haben wir das Vergnügen einer Ankunft im Dunklen. Mal sehen.
Tim genießt gerade das Ende seiner letzten Freiwache. Werde mal ein bisschen aufräumen und dann Kaffee kochen.
15:00 Uhr
Der Nebel lichtet sich. Allerdings briest es dafür auch weiter auf. Wir kommen sozusagen vom Regen in die Traufe. Schon als ich aufstehe merke ich im Vorschiff, dass sich das Wetter weiter verschlechtert hat, da ich alle paar Sekunden das Gefühl der Schwerelosigkeit erleben darf, nur um wenig später wieder mit Gewalt in die Matratze gedrückt zu werden.
Wir gehen etwas höher an den Wind als wir eigentlich müssten, da wir eine weitere Winddrehung auf Nord-West befürchten.
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20:10 Uhr
Den ganzen Tag verbringen wir eingekeilt in der Kajüte. Kurze Besuche an Deck enden meistens in einem Vollbad. Gerade habe ich beim Blick zur Fock etwas beunruhigendes entdeckt: Die oberste Segellatte hängt anscheinend nur noch an einem Fetzen ihrer ehemaligen Tasche. Allerdings haben wir uns entschieden das Segel oben zu lassen. Ein Bergen und anschließendes neusetzen würde bei den aktuellen Verhältnissen der See und Wind von strammen 7 bft. sicherlich eine halbe Stunde dauern. Und ob wir die Segellatte wirklich retten könnten ist sowieso fraglich.
Immerhin scheint unser Plan aufzugehen… Wir kommen gut östlich von Hoevn in Landnähe und können dann vor den Wind gehen um den Hafen anzusteuern. Wir haben uns immer noch nicht entschieden ob wir bis zum Morgengrauen beidrehen sollen, der Drang endlich anzukommen wird in den letzten Stunden immer stärker.
23:15 Uhr
Land in Sicht. Soeben haben wir die ersten wolkenverhangenen Bergkuppen von Island gesichtet. Es dämmert so langsam vor sich hin und vermutlich werden wir genau zur dunkelsten Zeit hier an der Ansteuerung sein. Hoffentlich bleibt genug Restlicht um sicher einzulaufen.
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