Der Fischergeist

Freitag, 5.9.2008

Schon beim Aufwachen ahnen wir: die Wettergötter sind uns mal wieder gnädig gesonnen. Eigentlich wollten wir den Tag mit frischen Brötchen beginnen…doch im Büro des Hafenmeisters, wo wir uns pflichtgemäß anmelden (Aushang: Wir erachten die Zahlung des Hafengeldes als eine Bringeschuld…), erklärt man uns, dass man Lebensmittelwünsche am Vorabend anmelden muss und bis 10 H im Kiosk abzuholen hat. Dann eben nicht…es gibt also Müsli. Wir gönnen uns für 1,80 € pro Person noch eine Dusche und legen dann unter Segeln ab, was fast dazu geführt hätte, dass Lisa auf dem Steg zurückgeblieben wäre… Doch es geht dann vollzählig weiter.

Wir genießen einen sonnigen Segeltag in der Greifswalder Boddenlandschaft. Zuerst unter Fock und Groß, danach unter Genua. Es sind nicht allzu viele Boote unterwegs, so dass wir entspannt lesen, Musik hören und in Hängematte und Cockpit „abhängen“ können.
Besonders gegen Abend, als wir uns dem Selliner See nähern, wird die Landschaft geradezu malerisch: Steilufer, dann schilfbewachsene oder bewaldete Ufer.
Der Kanal zum Selliner See wird zum Höhepunkt des heutigen Tages: Schilf, ein Fischreiher und Kira gleitet majestätisch mitten hindurch.
Am ersten Hafen ruft der Hafenmeister uns von seiner Bank aus zu, ob wir zu ihm wollten, aber wir erklären, dass wir bis auf den See wollen. Als er hört, dass wir 1 m Tiefgang haben, murmelt er sich zwar etwas in den Bart, aber das irritiert uns erst einmal nicht.

Kaum befinden wir uns auf dem See, so fällt uns allerdings auf, dass der Boden von Wasserpflanzen bedeckt ist. Das Echolot zeigt noch einen Augenblick lang optimistische 80 cm an, doch wir sitzen bereits fest. Fasziniert von der Schönheit des Sees hält uns auch ein weiteres Aufsetzen nicht davon ab, uns weiter vorwärtszutasten.
In einer Ecke des Sees haben wir einen Steg entdeckt, an dem auch in altes Fischerboot liegt. Wir planen also, dort anzulegen. Lisa springt mit der Vorleine auf den schon etwas marode wirkenden Steg und belegt die rostige Klampe. Als Claus in die Spring eindampft, knarrt es ganz bedenklich. Man sieht fast schon, wie Kiras 6,5 Tonnen den morschen Steg auseinanderpflücken. Doch kurze Zeit später liegt sie fest. Lisa macht sich also auf, um im nahen Kiosk zu fragen, ob man hier wohl für die Nacht liegen bleiben könne. Sie betritt – unbedachterweise immer noch in knappen Shorts – den Kiosk, wo sich direkt die Augen von ungefähr vier älteren Männern auf sie und ihre Beine richten. Nach einem kurzen Scherz („Nee, da können Sie nicht bleiben – da müssen Sie jetzt rausslippen und das Boot an Land abtransportieren!“) meldet sich der Chef zu Wort. Er sitzt hinter einer Theke und rechts von ihm steht ein Schälchen mit diversen Ü-Eier Schokohüllen. Der Vorsitzende dieser Versammlung gestattet uns, hier zu bleiben. Es gebe zwar kein Wasser und Strom, aber wir könnten auch eine ganze Woche bleiben. Na ja, mal abwarten ….erstmal raus aus diesem Etablissement.

Uns hat die Lust auf eine leckere Pizza gepackt und wir machen uns auf den Weg nach Sellin-City. Zuerst sind wir wenig zuversichtlich, es scheint nur Pensionen im Kolonialstil zu geben, doch dann entdecken wir ein nettes Restaurant. Dort gibt es tatsächlich eine vorzügliche Pizza für Skipper und Crew und zum Nachtisch ein Eis. Zwar wird Claus sehr von Mücken geplagt, doch die Pizza entschädigt ihn für die Qualen.
Auf dem Rückweg wählen wir experimentierfreudig einen anderen Weg, der uns an der Restaurant-Kneipe „Neuer Bahnhof“ vorbeiführt. Kurzentschlossen kehren wir auf ein Bier und zwei Kurze ein. Claus entscheidet sich für den „Fischergeist“ – dieser wird erst nach kurzem Anzünden konsumiert und hat sicher das Potenzial, bei regelmäßiger Einnahme verrückt zu machen. Claus tränen immerhin die Augen – daher geleitet die Crew ihren Skipper getreulich zurück zu Kira (Zeit: 21 H 45!!!)

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