Made it!
Montag, 11.08.2008
04:00 Uhr
Im Morgengrauen schälen sich die ersten Bergrücken der Shetlands aus dem Dunst. Laut Shetland Coastguard bläst es im hinter uns liegenden Seegebiet wieder mit strammen 8 bft. Hier, direkt unter Land haben wir es lediglich mit moderaten 3 Windstärken – zudem aus einer günstigen Richtung – zu tun. Wir laufen unter Genua in den Northchannel ein – ein kaum betonntes Fahrwasser, welches uns durch ein Wirrwarr kleiner Inselchen in die Bucht von Scalloway führen wird.
06:15 Uhr
Scalloway – bis ins 17. Jahrhundert Hauptstadt der Shetlands – empfängt uns als verschlafenes Dörfchen mit gerade einmal 1000 Einwohnern.
Gut 20 m vor dem Visitor-Ponton des Scalloway-Boating-Clubs starten wir die Maschine, um gegen 6 Uhr Ortszeit den ersten Fuß auf Land zu setzen. Schnell finden wir anschließend den Weg in die Kojen.
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23:00 Uhr
Gegen 12 Uhr stehen wir auf, um die Umgebung zu erkunden. Auf Nachfrage teilen uns Locals mit, dass wir erst um 19 Uhr einen Schlüssel für die Besucherduschen des Boating-Clubs bekommen können.
Also sind noch weitere 7 Stunden ohne Dusche angesagt. Wir laufen ins nahegelegene Dorf und gönnen uns erstmal einen Pint im erstbesten und wohl auch einzigen Pub des Dörfchens. Später kehren wir noch zum Essen beim Chinesen! ein. Schon erstaunlich, dass es eine chinesische Großfamilie ausgerechnet in ein 1000-Seelendorf auf die Shetlands verschlagen hat. Huhn und Ente schmecken vorzüglich und so gestärkt laufen wir einmal um das Dorf.
Es gibt einen großen Fischereibereich wo wir uns für morgen Diesel erhoffen, aber auch noch etwas Sightseeing geeignetes: Eine offene Burgruine aus Zeiten Scalloways als Hauptstadt. Der Earl Patrick Stewart of Orkney und Lord of Shetland ließ die Burg 1600 von Sklaven errichten. Diese nicht ganz so feine Aktion und weitere Missetaten brachten dem guten Mann dann später auch den Tod durch die Guillotine ein.
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Die Burg ist komplett zu besichtigen und bis in letzte Ecke ausgefegt und aufgeräumt. Ein Schild an der Tür liefert die Begründung: „Do not lock the door. Cruising ship day!“
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Wir beenden unseren Rundgang über die grüne Insel, fotografieren noch schnell ein paar grasende Shetland-Ponys und kehren zurück zum Club, um endlich die langersehnte Dusche zu nehmen. Zügig packen wir unsere Plünnen und stürmen das Clubhaus. Freundlich werden wir hereingebeten und sofort aufgeregt gefragt ob wir die „yacht people“ sind. Die Aufregung scheint verständlich: Weist doch das Gästebuch lediglich 20 Yachten pro Jahr auf.
5 Pound werden für Dusche, Waschmaschine und Trockner pro Nacht fällig. Das wirkt günstig, ist aber in Anbetracht der normalen Preise in Großbritannien geradezu phänomenal. Vor 2 Jahren wurden in der Marina Brighton immerhn 23 Pound fällig – wohlgemerkt mit einem 25ft. Boot!
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Wir ordern erstmal zwei Pint und kommen mit dem Barkeeper und dem einzigen anwesenden Clubmitglied in Gespräch. Nick wirkt etwas seltsam, ist jedoch sehr hilfsbereit und zückt auf unsere Frage nach Diesel spontan sein Mobilephone, um seinen Kollegen Ian aus der Icefactory unser Bedürfnis nahe zu bringen.
Eine Tarifeinheit später haben wir schließlich ein Date mit Ian um 8 Uhr am nächsten Morgen.
Im Anschluss an diese gute Tat verbringt Nick eine halbe Stunde damit uns und dem Barkeeper umständlich etwas über den 25PS Mercury Außenborder des Kollegen seines Sohnes zu erzählen – doch wir verstehen nicht so recht worauf Nick nun eigentlich hinaus will. Da auch der Barkeeper etwas verständnislos drein blickt, kann es wohl nicht nur an dem etwas gewöhnungsbedürftigen Dialekt liegen.